Die weibliche Darstellung des europäischen Kontinents ist zum einen auf die mythologische Geschichte der Europa zurückzuführen und zum anderen der Idee entsprungen, dass der weibliche Kontinent von einem männlichen Entdecker erobert wird. Die Darstellung Europas als Frau gab es bereits im 13. Jahrhundert; 1537 wurde sie jedoch von Johannes Putsch (1516 – 1542) erstmals als Königin dargestellt. Putsch stand in engem Kontakt zu Karl V. und daher wird vermutet, dass die Europa Regina auch ein Streben nach europäischer Universalmonarchie ausdrückt. Als König von Spanien (Haupt der Europa) und als Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (Herz), wird Karl V. metaphorisch zum Lenker und Denker ganz Europas. Durch die Verkörperung des Kontinents traten die europäischen Länder zudem als Einheit auf, die sich den drohenden Türken entgegenstellen konnte (Werner, 2009).
Europa hebt sich durch die allegorische Darstellung von den anderen Kontinenten ab. In seiner Einleitung zu Europa schreibt Münster: ‚Darzue ist es ein schön landt, wol geziert mit stetten schlössern, dörffern, und hat ein manhafftig volck, das es übertrifft Asiam und Africam‘ (1545, III). Ausserdem ist die Europa Regina von Meer umgeben. Dies unterstreicht ihre paradiesische Assoziation als einen geschlossenen Garten Eden. Münster bezeichnet zwar nur ‚Teütschland‘ explizit als Paradies, jedoch deutet die Donau und ihre Teilung in vier Flussarme am unteren Ende der Europa Regina auf den biblischen Fluss im Paradies hin (Schmale, 2006).