Die innovative Kartografie des Humanismus ist eng verbunden mit der Wiederentdeckung der Geographie des antiken Geographen und Mathematikers Klaudios Ptolemaios (2. Jh. n. Chr.). Die Schrift wurde um 1400 ins Lateinische übersetzt und in Italien gedruckt: 1475 in Vicenza ohne Karten, dann 1477 in Bologna mit auf spätantiken Zeichnungen beruhenden Karten. Mit dem ‚Ulmer Ptolemäus‘ von 1482 erschien das Werk erstmals ausserhalb Italiens. Völlig neue Karten enthielt dann die Strassburger Ausgabe von 1513 des berühmten Geographen Martin Waldseemüller. 1540 gesellte sich Münster mit seiner bei Petri gedruckten, philologischkritischen Ausgabe in die Reihe der Pioniere der Kartografie, indem er dem Text nach neuen Erkenntnissen hergestellte Karten beifügte.
Von hervorragender Bedeutung sind zudem Drucke aus dem fränkischen Nürnberg – der 1492 hergestellte Globus von Martin Behaim und die 1493 gedruckte Schedelsche Weltchronik mit ihrem Vorbildcharakter in der Darstellung von Städten. Typisch für die Kartografie der frühen Neuzeit als Übergangszeit ist die Kombination einer mathematisch genauen, an Längen- und Breitengraden orientierten Darstellung mit ornamentalen Beigaben wie Windgesichtern, Schiffen, Meerestieren und Monstren. Es erscheint noch nicht möglich, bei der kartografischen Raumdarstellung gänzlich von der Belebtheit der Welt zu abstrahieren.