Die Geschichte der wissenschaftlichen Geographie reicht bis in die griechische Antike zurück. In das abendländische Mittelalter fand das antike Wissen jedoch nur teilweise Eingang und wurde in einen religiös gedeuteten kosmologischen Zusammenhang gestellt. Der Kirche wurde es zur Aufgabe, die Beobachtung der Welt mit der heiligen Schrift in Einklang zu bringen. So hatten geographische Informationen aus der Bibel und deren Aussagen bezüglich des Weltalters und der Positionsbestimmungen bestimmter Orte unbedingte Autorität, was sich aber mit Humanismus und Reformation grundlegend änderte. In seiner Cosmographia kann Münster in der Tradition des Thomas von Aquin gesehen werden, der im 13. Jahrhundert den Gegensatz zwischen der an Vernunft und Wissenschaft orientierten Antike und dem christlichen Glauben aufzulösen suchte. Auch Münster bemüht sich, antike wissenschaftliche Vorstellungen mit dem reformierten theologischen Denken in Einklang zu bringen. Letztlich dient für ihn das Studium der Natur dem besseren Verständnis und der Wertschätzung von Gottes Schöpfung; wissenschaftliches und mythisches Weltbild durchdringen sich.

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