‚Ägypten ist ein Geschenk des Nils‘, schreibt im 5. Jahrhundert v. Chr. Herodot. Er drückt damit die grosse Bedeutung des mächtigen Stromes für alle angrenzenden Gebiete aus. Über Jahrtausende brachte der Nil durch die jährlichen Überschwemmungen im Unterlauf Fruchtbarkeit und Wohlstand für die Kulturen Ägyptens. Diesen Kulturen galt er als Verkörperung göttlicher Mächte, etwa der Gottheit der Nilflut Hapi oder des Wassergottes Sobek.
Sebastian Münster macht den Nil auf seiner Weltkarte neben den damals bekannten Regionen Mauretanien, Libyen und Äthiopien zum zentralen Merkmal Afrikas. Der längste Fluss der Erde durchfliesst hier den Kontinent fast ganz von Süd bis Nord. Doch wo liegt seine Quelle?
Seit der Antike wird über diese Frage gerätselt. Weil aber unschiffbare Katarakte das Verfolgen des Flusslaufes bis zu seiner Quelle unmöglich machten, konnten die Gelehrten darüber nur Vermutungen anstellen. Bis zur Entdeckung der Nilquelle im 19. Jahrhundert blieb sie deshalb ein sagenumwobener Ort.
Cosmographia, 1544, S. 19
Universitätsbibliothek Basel, EU I 55