Für Vesta, heute bekannt als die Göttin des Herdes oder des Haushalts, wurde in Rom ein Tempel gebaut, in dem Jungfrauen (Vestalinnen) ein ewiges Feuer zu Ehren der Göttin brennen liessen. Der allgemeinen Geschichtsüberlieferung nach, wurden die Vestalinnen im Alter von sechs bis zehn Jahren vom höchsten Priester ausgesucht. Münster schreibt: ‚Wann disse junckfrawen dryssig jar im tempel waren gewesen / mochten sie wider uss dem closter kommen und zu der ee gryfen‘ (1544, S. 99). Wenn eine Vestalin ihren Pflichten, wie der sexuellen Enthaltsamkeit, nicht nachkam, ‚legt man sie wie ein todten in ein bor unnd band sie mit zügeln / unnd trug sie heruss zu einem grossen erdspalten oder hülen / unnd mit verbundnem haupt begrub sie der oberst priester also lebendig / unn das was zu Rom ein kläglich spectakel / und hett die statt sunst kein trurigern tag / dann so ein solicher zufal sich begab.‘ (1544, S. 99)

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Bild: Cosmographia 1544, S. 99
Universitätsbibliothek Basel, EU I 55


Auch der ‚normalen‘ Hausfrau drohte der Tod, wenn sie sich nicht an die Regeln hielt: ‚Der sitte halb soltu wissen dz Romulus vor alten zeiten vil ordnungen unn satzungen seinen underthanen für geschriben hat / unn nemlich das ein eelich hussfraw solt das gelt und alle ding mit irem man gemein han. […] Unnd wann sie eins eebruchs überzügt wurd / möcht der man mit der fründtschafft sie tödten wie er wölt. Dess glychen möcht er auch mit ir handlen wann sie doheim wyn hett getruncken. Und do (hat als man meint) ist es kommen / das die menner so sie heim in ir huss giengen / küssten ire wyber und töchter / und namen do mit acht ob sie von inen wyn schmeckten. Sie waren des wyns halb darumb so streng / das sie meinten die trunckenheit geb gross ursach / und were ein anfang der lyblichen verstellung.‘ (1544, S. 115-116 )

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Bild: Cosmographia 1544, S. 116
Universitätsbibliothek Basel, EU I 55