V13c_Bild_Mondgebirge_II_WebDas Mondgebirge und die beiden (resp. drei) Seen, die sich daraus speisen, sind auf Sebastian Münsters Afrika-Karte gut erkennbar. Er erwähnt in der Cosmographia mehrere Theorien zur Position der Nilquelle. Einige Autoren sind etwa der Meinung, dass der mächtige Strom im Königreich Juba in Mauretanien entspringt. Münster schliesst sich jedoch der ptolemäischen Variante an. Er begründet dies wie folgt: ‚Aber ich will hie Ptolemeo gern glauben, der in Egypten gewonet hat, unnd on zweifel dieser dingen besundere achtung und erfarnuss gehabt.‘ Daran ist ersichtlich, welch grosse Autorität antike Schriften zu Zeiten Münsters noch immer hatten. Ptolemäusʹ Theorie wurde zwar ab dem 16. Jahrhundert zunehmend hinterfragt, hielt sich aber im Kern fast 2000 Jahre lang. Durch die portugiesischen Entdeckerfahrten auf der Suche nach einem Seeweg nach Indien war der Umriss Afrikas nach1500 recht genau bekannt. Über das Innere war jedoch so gut wie kein Erfahrungswissen vorhanden, das es Gelehrten ermöglicht hätte, den antiken Autoritäten zu widersprechen. Deshalb überdauerten bei der Beschreibung des afrikanischen Binnenlandes antike Vorstellungen.

 

 

 

Africa, Libya, Morland
Ausschnitt aus Münsters Afrika-Karte. Darauf sind das Mondgebirge mit den zwei Quellseen des Nils sowie dessen Verlauf sichtbar (Cosmographia, 1544, S. 82).
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