V13c_Bild_Forlani_WebDie Karte aus dem Jahr 1562 stammt von Paolo Forlani. Forlani war ein sehr erfolgreicher Kupferstecher und Kartograf in Venedig. Er war Teil einer Gruppe von Kartografen um Jacobo Gastaldi, die eine von Ptolemäus abweichende Vorstellung der afrikanischen Flusssysteme vertraten. Gastaldi war der Meinung, es gäbe einen grossen Quellsee namens ‚Lacus Zembere‘, aus dem der Nil sowie der Zaire (Kongo) und der Sambesi entspringen. Die Idee eines Mondgebirges lehnte er ab. Ähnliche Vorstellungen gab es in verschiedenen anderen Kulturen der Welt, beispielsweise auf Karten islamischer Geographen des 14. Jahrhunderts oder auch bei chinesischen Kartografen. Portugiesische Missionare berichten davon, dass diese Vorstellung bei indigenen Bevölkerungsgruppen verbreitet war. Über arabische Händler könnte sie so von den Küsten Afrikas nach Europa und bis nach China gelangt sein. Die vorliegende Karte ist eine der frühsten in Europa, die Gastaldis Theorie zeigt. Obwohl sie weitgehend mit Ptolemäus bricht, gibt es auch hier zwei parallele Quellseen des Nils.

 

 

 

 

Afrika nach Paolo Forlani
Afrika-Karte von Paolo Forlani von 1562, die einen zentralen Quellsee ‚Lacus Zembere‘ der drei Flüsse Nil, Kongo und Sambesi zeigt.
Universitätsbibliothek Basel, Kartensammlung AA 109