Bei der Betrachtung und Beschreibung der unterschiedlichen Volksstämme Afrikas bezieht sich Münster vor allem auf deren Andersartigkeit im Vergleich zu den Europäern, wobei er seine Informationen ausschliesslich aus anderen Büchern gewinnt. Genaue Beobachtungen und fundierte Informationen zu Brauchtümern und Riten der Menschen in Afrika finden sich daher nicht in der Cosmographia. Vielmehr stellt dieses Kapitel eine Aneinanderreihung von Bruchstücken dar, wie etwa das folgende Zitat deutlich macht: ‚Hier gehen die Leute nackend, bis sie die Ehe schliessen, dann bekleiden sie sich, von der Hüfte bis zu den Knien. Ihr Brot wird aus einer Wurzel bereitet, die sie Inamia nennen, und es soll besser sein als unser Brot, wenn es richtig zubereitet wird. Der König hat 600 Weiber, die Edelleute haben 60 oder 70 Weiber, der geringste 10 oder 12. Sie bieten ihre Weiber den Fremden an. Der König behält seine Töchter, wenn sie erwachsen sind, als Ehefrauen, und die Königin gebraucht ihre Söhne ebenso zur Blutschande. Sie malen ihre Leiber rot. Sie lassen sich zwar beschneiden und pflegen etliche andere mohammedanische Zeremonien, sind aber Heiden.‘
Cosmographia, 1544, 6. Buch
Universitätsbibliothek Basel, EU I 55