Ergänzungen zu Vitrine 11 in der Ausstellung “Im Hafen fahre ich zur See”. Alle Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe von 1545, digitalisiert und zur Verfügung gestellt von der Universität Düsseldorf. Link: http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/titleinfo/193012

 

Beschreibung des Künigreichs Deñmarck, sampt andern mitnächtigen Künigreichen, Schweden, Gothen, Nortwegen etc. vnd was sich darin nach und nach verlauffen hat. (S. 716)

 

So lautet der Untertitel zu Münsters viertem Buch der Cosmographia. Auf den nachfolgenden Seiten folgt eine Abhandlung der geschichtlichen und politischen Entwicklung Dänemarks; inklusive einer Aufzählung der Könige, aussenpolitischen Spannungen und Beziehungen sowie eines Berichts, wie Dänemark christianisiert wurde. Die ganze Abhandlung über Dänemark erstreckt sich über stolze 23 Seiten. Anschliessend folgen ähnliche, jedoch klar kürzere Abhandlungen über Norwegen (gerade mal eine Seite) und Schweden (immerhin knapp vier Seiten). Bei der Abhandlung von Finnland (ca. zwei Seiten) wird ein besonderes Augenmerk auf die finnische Sprache gelegt. Illustriert wird dies unter anderem durch die Übersetzung des Vater Unsers auf Finnisch (S. 744/5).

 

Das Vater Unser in Finnisch

Das Vater Unser in Finnisch

Vater Unser in Finnisch (forts.)

Vater Unser in Finnisch (forts.)

 

Island, Lappland und Grönland bilden den Abschluss des Überblicks über die nordischen („mitnächtlichen“) Länder. Zusammen umfassen sie gerade mal zweieinhalb Seiten und der Fokus ist bei diesen Ländern klar auf dem Fremden und der Wildheit der Natur und der Einwohner. Dass diese Länder an der Peripherie Europas unbekannt und „Fakten“ darüber eher spekulativer Natur sind, ist offensichtlich. Gerade bei der Beschreibung Lapplands tritt auch Münsters an Rassismus grenzender Eurozentrismus hervor:

 

Dis land vnd seine ynwoner werden darumb Lappen genant, das es läppisch leüt seind, vnd nit durchaus witzig, ganz wild, vnd zum theil viehisch. (S. 746.)

 

Wie es auch in den anderen Himmelsrichtungen der Fall ist, gilt: Je weiter weg von Zentraleuropa das Land und die Leute sind, desto weniger ist bekannt und desto mehr ranken sich die Gerüchte und Spekulationen um diese fernen, fremden Gebiete.

Am eindrucksvollsten kommt das in der Beschreibung Grönlands zur Geltung. Obwohl so gut wie nichts darüber bekannt ist, so verfasste Münster doch immerhin einen Abschnitt dazu:

 

Wie vor gemelt, dis land wirt also genent, das trefflich gut weid darin wechst, wie auch die käs vnd butter so mit grossem hauffen daraus gefürt werden, das anzeigen. Es seind zwen bischoffliche sitz darinn, die dem erzbischoff von Drontheim in Norwegiê gelegen vnd worffen seind. S volck in disem land ist gar wanckelmütig, vnnd ghat fast mitt zauberey vmb. Man meint das dis land sich von den Lappen ziehe biss zu den neüwen ins[len] die sich gegen mitnacht strecken. Weiter weisst man von disem land nichts zu sagen. (S. 747)