„Das sechst buch der weldt beschreibung durch Sebastian Münster aus den erfarnen Cosmographen und historien Schreibern zusammen gelesen und ein ordnung gestelt.“ (dcclxxiii/773)

Münsters Beschreibungen des afrikanischen Kontinents sind von höchst heterogener Natur. Ein buntes Gemisch an Informationen – teils aus erster und teils aus zweiter Hand – aller Art wird dem Leser präsentiert. Es scheint als hätte Münster versucht, nahezu alles zu dieser Zeit vorhandene Wissen über diesen geographischen Fleck der Erde zusammenzutragen. Nebst Informationen über die topologischen Gegebenheiten, werden auch die diversen Völker beschrieben, welche sich in diesem Gebiet ansiedeln.

Es wäre also in erster Linie falsch zu behaupten, Münster’s Kosmographie sei ein rein geographisches Werk. Vielmehr als um eine bloss kartographische Auslegung der Welt, handelt es sich hier auch um eine lexikographische Auseinandersetzung mit dem Wissen der damaligen Zeit. Die Welt mit ihren diversen Lokalitäten funktioniert somit zugleich auch als ordnendes Element, welches eine thematische Abgrenzung der verschiedenen Wissensinhalte ermöglicht. In dem der Kosmos als vorgegebene Struktur verwendet wird, erlaubt er zugleich auch die Lokalisation und somit auch die Organisation von Wissen.

Durch eine solche Kosmographie wird der Leserin eine Gesamtschau der Welt, so wie sie sich als Text präsentiert ermöglicht. Dieses Unterfangen wurde dadurch legitimiert, dass die Welt jeglicher Kontingenz entledigt war, sie präsentierte sich dem Naturforscher als zu lesender und dementsprechend auch nach dem Prinzip der Exegese zu interpretierender Text.