Obwohl die Schweiz nicht an der unbekannten Peripherie zu Europa lag, gab es auch hier ein mythisches Wesen, an dessen Existenz man erst Ende des 17. Jahrhunderts zu zweifeln begann. Es handelt sich um den Drachen, der erstaunlicherweise im Kontext dieser Zeichnung nicht erwähnt wird, sondern nur abgebildet ist (am rechten oberen Bildrand). In der Cosmographia von 1544 ergänzt diese Abbildung die Geschichte der Schweiz um 100 vor Christus. In der Cosmographia von 1545 erscheint sie jedoch im Zusammenhang mit der Schlacht am Morgarten und dem ‚erst Schweytzer bundt‘, ‚dreyenlend oder dreyer wald stetten bundt‘ (1545, S. 297) zwischen Uri, Schwyz und Unterwalden um 1316. Somit tritt der Drache in der Cosmographia von 1545 als Teil der Kulisse eines wichtigen historischen Ereignisses auf und scheint keine grosse Beachtung zu erhalten. Interessant ist, dass der Drache auch im Kapitel ‚Von wilden und seltzamen thieren und allerley wild prät / so man in Wallis und gar nah in dem gantzen Schweytzer gebirg / und hohen Alpen biss in Etschland findt‘ (1545, S. 270) unerwähnt bleibt. In diesem Kapitel muss man sich mit Steinböcken und Murmeltieren zufrieden geben, wobei Münster über das Murmeltier schreibt: ‚Ich möcht wol vil von disem their schreiben / wann ich nitt eylen müst in andere lender die zubesichtigen und zubeschreiben.‘ (1545, S. 272)
Bild: Cosmographia, 1544, S. 212,
Universitätsbibliothek Basel, EU I 55