Der St. Galler Humanist und spätere Reformator Joachim Vadian (dt. von Watt, 1484-1551) beschäftigte sich in seiner Studien- und Dozentenzeit an der Universität Wien intensiv mit Geographie, was in den Gelehrtenkreisen des deutschsprachigen Humanismus weit verbreitet war. Wissen aus antiken Weltbeschreibungen, aber auch die Schriften des Kolumbus und Vespucci, wurde gesammelt und diskutiert. Dabei bemühten sich die Humanisten nördlich der Alpen oft darum, die antiken Schilderungen Germaniens zu ergänzen und – gerade im Falle der zahlreichen Berichte über grausame Sitten ihrer barbarischen Vorfahren – zu berichtigen oder zumindest zu entkräften. In seinem Kommentar von 1522 zur Chorographia des Pomponius Mela, der ältesten auf uns gekommenen lateinischen Weltbeschreibung (43 / 44 v. Chr.), begleitet Vadian den antiken Text eng mit seinen Anmerkungen. Immer wieder unterbricht er ihn; häufig nicht nur für sprachliche Hinweise oder passende Zitate, sondern auch für seine persönlichen Beobachtungen und Überlegungen, sowie für aktuelle Beschreibungen von Orten, Flüssen und Landstrichen. (Katharina Suter-Meyer; hierzu ein Themenabend am 19. September 2013)